Monday, October 16, 2006

Kameras und Unwetter

Im Laufe des Tages dachten Eve und ich darüber nach, essen zu gehen. Eve kannte angeblich ein süßen kleinen Spanier (Zitat!) nicht weit von unserer Ferienwohnung. Also suchte ich mir ein paar Kleider zum anziehen heraus und machte mich fertig. Auf einmal rief Eve: "Schau mal!" BLITZ! Ich war geblendet und musste blinzeln. Langsam verschwand der helle Fleck wieder von meiner Netzhaut und die Umgebung wurde wieder klarer.
"Oh nein, Eve, sagbitte nicht, dass du immer noch so gerne und viel Fotographierst!" Ich rieb mir die Augen um wieder sehen zu können. "Na klardoch!" Sie hob mir ihre Digitale Spiegelreflexkamera unter die Nase. "Das ist mein größtes Hobby!" Sie wirbelte durch den Raum und ließ sich aufs Bett fallen. "Also, bist du bald fertig?" "Wenn du mir nicht gerade die ganzen Klamotten verknitterst hast, indem du dich draufgesetzt hast, bin ich in fünf Minuten fertig." "Gut, ich wollte nämlich danach noch zum Strand und ein paar Fotos machen, das Licht ist dann noch schön genug." Sie fummelte an den Einstellungen der Kamera herum. "Wenn es sein muss..." seuftze ich und trug Wimperntusche auf.
Das Essen beim Spanier war wirklich fantastisch. Ich glaube, ich habe schon lange nichtmehr so leckere eingelegte Muscheln gegessen. Da wir uns für ein Tappas-Menü entschlossen hatten, hatten wir auch genug Auswahl und als wir fertig waren bestellte uns Eve noch ein guten Wein. "Also, wie ist es so auf der Arbeit?" fragte sie und drehte ihr Weinglas in der Hand. "Ach, es ist stressig und anstrengend, aber es macht Spaß." Ich nahm noch einen Schluck. "Das istdas wichtigste." Eve sah mich musternd an. "Was ist?" fragte ich. "Du sagtest, dein Chef wäre ein bisschen komisch, die Mitarbeiter auch, dir sterben vielleicht patienten weg und du nennst das Spaß?" "Hey, uns sterben selten Patienten weg. Gut, ab und zu, das ist klar, wir befassen uns ja auch selten mit Erkältungen. Aber hauptsächlich geht es darum die Menschen zu retten und etwas Gutes zu tun und das ist einfach ein schönes Gefühl. Und die Kollegen sind auch okay. Dr House hat es eben nicht gerade leicht, deswegen ist er so mürrisch, aber alles in allem sind wir doch alle ein wirklich gutes Team." "Wenn du meinst" sagte Eve und grinste in ihr Glas. "Wolltest du nicht noch zum Strand Fotos machen?" fragte ich um das Thema auf etwas anderes zu lenken. An meinem freien Wochenende wollte ich nicht die ganze Zeit über meine Arbeit reden. "Du hast recht!" Eve sah sich nach einem Kellner um. "Zahlen bitte!"
Kurz darauf spazierten wir beide zum Strand. Ein leichter Wind wehte und ließ die Wellen sanft auf den Strand rollen. "Warte mal, bleib mal so stehen!" rief Eve mir auf einmal hinüber und zückte die Kamera. "Eve, ich dachte nicht, dass du mich fotographieren wolltest!" sagte ich entnervt und verdrehte die Augen. "Ach komm schon, ich seh dich so selten und du bist ein schönes Motiv!" Sie hob die Kamera und ich hörte das Klicken. "Das ist nicht meine Schuld, du bist für drei Jahre nach London gezogen." sagte ich und drehte mich um. Ich hörte ein erneutes Klicken. "Nein, ich bin wieder nach London gezogen." verbesserte sie mich. "Meine Eltern leben halt da und ich war nur fürs Studium hier." "Ja, was du dann irgendwann abgebrochen hast, um dann in einem Café zu jobben!" Ich grinste sie an. Wieder ein Klick. "na und, es hat mir Spaß gemacht. Und durch das Fotographieren hab ich nebenbei auch noch gut Geld verdient." Sie grinste mich an.
Wir gingen weiter den Strand entlang und redeten über alles mögliche, bis wir uns irgendwann auf einer Bank niederließen. Inzwischen war es dunkel geworden, doch müde war ich noch lange nicht. Die Nachtschichten, die ich in der letzten Zeit geschoben hatte, zeigten wohl doch noch ihre Nachwirkungen. Als ich einen Blick auf die Uhr warf bemerkte ich, dass es bereits halb drei war. "Sollten wir nicht langsam wieder zurückzum Haus?" fragte ich und sah mich suchend um. "Ach, das sind fünf bis zehn Minuten zu Fuß!" winkte Eve ab. "Okay, wenn du meinst." Ich starrte auf das schwarze Meer, die Gischt wehte fast bis zu uns hinüber und ich konnte die Mischung aus Sand, Wasser und Salz riechen. Ich schloss für einen Moment die Augen und hörte einfach nur dem Rauschen der Wellen zu.
"Alles klar bei dir?" fragte Eve plötzlich und riess mich auch meinen Gedanken. "Klar, wieso fragst du?" Ich sah sie fragend an. "Du sahst nur so aus, als würdest du über etwas nachdenken... oder über Jemanden?" Sie setzte wieder ihr neugieriges Grinsen auf. "Ach, Eve lass doch gut sein." "Komm schon, keine Dates in der letzten Zeit?" Sie stupste mich mit ihrem Ellebogen in die Rippen. "Doch, eins..." ich musste an das Date mit House denken. Das war wirklich ein Desaster gewesen, Ein gefundenes Fressen für Eve. "Aha????" Sie riess die Augen auf. "Mit wem?" "Das war..." In diesem Moment hörten wir über uns ein lautes Knallen, ein heller Blitz erleuchtete für eine Sekunde den Strand und im gleichen Moment schien über uns der Himmel aufzubrechen und Literweise Regen auf uns Niederzuschütten. "Das ist doch nicht wahr!" Ich sprang von der Bank auf. Eve jedoch tanzte vor mir im Regen herum und reckte ihr Gesicht zum Himmel. "Eve, jetzt komm schon, wir müssen zurück zum Haus!" Ich versuchte se am Arm zu zerren. "Lass uns doch noch kurz hier bleiben, der Regen ist so schön!" Sie breitet die Arme aus. "Außerdem musst du mir noch erzählen, wer er war!" Sie sah mich durchdringend an. "Da gibt es nicht viel zu erzählen!" sagte ich entnervt und stemmte die Arme in die Seite. "Ich dachte, ihr hattet ein Daaaaaaaaaaaaate!" sang Eve. "Das Date war schrecklich, und jetzt komm!" Ich packte sie erneut am Arm, diesmal mit größerem Erfolg und zerrte sie Richtung Dünen. Als wir dabei an einem Gebüsch vorbei kamen, hörten wir auf einmal eine dumpfe Stimme, die brüllte: "Es soll sich mit der Lotioooooon einreiben!" Eve und ich starrten uns an. In diesem Moment schwirrten mir Tausend Gedanken durch den Kopf, aber ein Bild hielt sich sehr Konstant: Anthony Hopkins in das Schweigen der Lämmer, ich hatte den Film noch nie gemocht! Wir rannten, was das Zeug hielt und erreichten das Haus in weniger als Fünf Minuten. Rekordzeit, wage ich zu behaupten.
Dort angekommen, verschloss Eve alle Türen und Fenster, wärend ich trockene Handtücher aus den Schränkren kramte. Ich setzte mich aufs Sofa. Eve kam mit zwei großen Tassen dampfenden Kaffe aus der Küche und setzte sich zitternd neben mich. Ich reichte ihr ein handtuch, zum Austausch bekam ich eine der Tassen in die Finger gedrückt. "mit viel Milch und Zucker." bibberte sie, ich fragte mich ob aus Angst oder vor Kälte. Ich nahm einen tiefen Schluck und wir saßen zusammengekauert eng beieinander auf der Couch. "Sollen wir einen Film gucken?" fragte Eve schließlich, um das Schweigen zu brechen, das nur von dem heulen des Windes um das Haus gestört wurde. "Okay, was hast du denn da?" fragte ich und warf einen Blick auf die Videothekshüllen, die rein gar nichts über den Inhalt verraten wollten. "Ähm..." Eve griff nach den Hüllen und öffnete eine nach der anderen, Ihr Gesicht wurde dabei immer blasser. "13 Geister, Ghostship, House of Wax, The Cube und Halloween 21!" Sie sah mich zerknirscht an. "Das ist nicht dein Ernst, oder?" Ich starrte sie fassunglos an. "Nein, ich hab hier noch Wedding Planer und Titanic!" Ich verdrehte die Augen. "Und das soll besser sein?" Ich entriss ihr die Hüllen. Leider hatte sie nicht gelogen. "Oder ich biete dir die Extended Version von Lord of the Rings an!" sagte sie triumphierend und hielt mir noch ein paar DVDs unter die Nase. "Du bist eine blöde Kuh!" grinste ich und warf ein Couchkissen nach ihr. Sie streckte mir daraufhin die Zunge heraus. "Tja, ich weiß halt immer noch, was du für Filme magst!" "Ja nach einer ganzen Reihe von Fehlschlägen!" grinste ich und machte es mir auf der Couch gemütlich. Ich glaube, irgendwann wärend Teil 2 bin ich dann eingeschlafen, Eve hatte neben mir bereits gegen Ende des ersten Teiles ein monotones Schnarchen verlauten lassen.

3 comments:

Dr. James Wilson said...

Sie brauchten nur 5 Minuten zum Haus von dort? Gott, Sie waren hoffentlich nicht im Nachbarhaus?!

Wieso haben Sie nicht gesagt, dass Sie auch in Point Pleasant sind?

Dr. Allison Cameron said...

Weil ich übers Wochenende kaum Zeit zum schreiben hatte.
Und da ich dachte, dass sie ihre Handys aushatten, blieben sonst nicht viele Möglichkeiten.
Ich wollte ja auch nicht an jedem Haus klingeln gehen und nachsehen, ob sie zwei darin stecken! ;-)

Dr. Gregory House said...

Erstaunlich, dass Sie das nicht wollten...